Wiederansiedlung der stark gefährdeten Geburtshelferkröte im NABU-Steinbruch Stadtoldendorf im Landkreis Holzminden
Hannover/Hessisch Oldendorf/Stadtoldendorf – Im Rahmen des NABU-Projektes LIFE BOVAR wird die Geburtshelferkröte im NABU-Steinbruch Stadtoldendorf wiederangesiedelt, nachdem dort die Lebensraumbedingungen für diese bundesweit stark gefährdete Art optimiert worden sind. Diesmal übernahm der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer die Aufgabe, die etwa 50 in menschlicher Obhut aufgezogenen einjährigen Geburtshelferkröten in die Freiheit zu entlassen.
Das Projekt zum Erhalt der Geburtshelferkröte im Landkreis Holzminden ist von besonderer Bedeutung, weil die südwesteuropäische Art hier ihre nordöstliche Verbreitungsgrenze erreicht. Zahlreiche Vorkommen des „Glockenfrosches“, dessen Rufe an ein Glockengeläut erinnern, sind bereits erloschen oder stehen kurz davor. Der Lebensraumverlust durch den Landnutzungswandel wird als ein Hauptfaktor angesehen, der für den dramatischen Rückgang verantwortlich ist.
v.l.n.r.: Tanja Frischgesell (NABU Holzminden), Kim Fasse (NABU), Christian Meyer, Dr. Mirjam Nadjafzadeh, Dr. Holger Buschmann, Torsten Maiwald (NABU Holzminden), Marlies Zuidema (UNB Holzminden)
Foto: NABU/ Mareike Sonnenschein
Dr. Holger Buschmann, Christian Meyer
Foto: NABU/ Mareike Sonnenschein
Christian Meyer
Foto: NABU/ Mareike Sonnenschein
Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen erklärt: „Mit LIFE BOVAR wird die Vernetzung und das Management von vier seltenen Amphibienarten dynamischer Lebensräume umgesetzt. Die Geburtshelferkröte hat in den letzten Jahrzehnten den größten Teil ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets in Niedersachsen eingebüßt. Im Rahmen des Projektes engagieren sich bereits seit über sechs Jahren Projekt- und Kooperationspartner gemeinsam für den Schutz von Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte, Kreuzkröte und Kammmolch mit dem Ziel, deren Lebensräume zu verbessern und weiterzuentwickeln. Das Projekt leistet damit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt.“
Christian Meyer, niedersächsischer Umweltminister, erläutert: „Durch die Lebensraumverluste und die Klimakrise beschleunigt sich das Artensterben gerade für heimische Amphibien bedrohlich. Umso wichtiger ist das in Kooperation mit dem NABU Niedersachsen durchgeführte EU-LIFE-Projekt BOVAR, das das Umweltministerium mit 822.000 Euro kofinanziert. Gerade für Amphibienvorkommen wie die Geburtshelferkröte hat Niedersachsen eine hohe Verantwortung. Deren Anzahl ist durch den Verlust von Lebensräumen wie Kleingewässern, Bruchsteinmauern, fehlendem Biotopverbund und der Intensivierung von Landwirtschaft stark zurückgegangen. Solche Projekte, die geeignete Lebensräume zur Rettung und Wiederansiedlung der Geburtshelferkröte wieder herstellen, sind daher dringend notwendig. Niedersachsen verstärkt damit den Natur- und Artenschutz deutlich. Mein besonderer Dank gilt dem NABU, der mit diesem LIFE-Projekt ganz maßgeblich dazu beiträgt, dass sich der Erhaltungszustand der Geburtshelferkröte und anderer gefährdeter Amphibienarten auch hier im Landkreis Holzminden wieder verbessert.“
An der NABU-Erhaltungszuchtstation in Hessisch Oldendorf wurde die Nachzucht der Geburtshelferkröte etabliert, deren Besonderheit es ist, dass die Männchen echte Brutfürsorge betreiben. „Die Auswilderung letztjähriger, in menschlicher Obhut aufgezogener Tiere hat sich im Rahmen des Projektes bei Wiederansiedlungen als erfolgreich erwiesen, da die größeren Geburtshelferkröten eine deutlich höhere Überlebenswahrscheinlichkeit im Freiland haben“, berichtet Dr. Mirjam Nadjafzadeh, Leiterin des NABU-Projektes LIFE BOVAR. „Wir haben Ende 2018 und Anfang 2024 umfangreiche praktische Artenschutzmaßnahmen zur Wiederherstellung günstiger Lebensraumbedingungen durchgeführt, damit sich eine langfristig überlebensfähige Population etablieren kann. In ähnlichen lebensraumoptimierten Wiederansiedlungsgebieten haben wir direkt im Folgejahr nach der Freilassung von einjährigen Geburtshelferkröten rufende Männchen und nach einem weiteren Jahr eigenständige Reproduktion festgestellt.“