Die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)

 

Merkmale

Die Geburtshelferkröte wird zwischen 3,5 und 5 Zentimetern groß und ist damit einer der kleineren einheimischen Froschlurche. Der Rücken ist gräulich bis bräunlich gefärbt. Die Bauchseite ist blassgrau bis weißlich und teilweise mit cremefarbenen Punkten und Flecken versehen. Die Pupillen sind senkrecht und leicht rautenförmig. Die Geburtshelferkröte ist nachtaktiv und lebt sehr versteckt. Nachts fällt sie in der Fortpflanzungsperiode durch ihren hellen flötenden bzw. glockenartigen Ruf auf, dem sie auch den Namen ,,Glockenfrosch‘‘ zu verdanken hat.

  

Verbreitung

Die Geburtshelferkröte kommt in Deutschland im Berg- und Hügelland des westlichen Mitteldeutschlands sowie im südlichen Schwarzwald vor. In Deutschland erreicht sie dabei sowohl ihre nördliche als auch ihre östliche Verbreitungsgrenze.

 

DGHT e.V. (Hrsg. 2014): Verbreitungsatlas der Amphibien und Reptilien Deutschlands, auf Grundlage der Daten der Länderfachbehörden, Facharbeitskreise und NABU Landesfachausschüsse der Bundesländer sowie des Bundesamtes für Naturschutz.

 


Lebensraum

Als Landlebensraum besiedelt die Geburtshelferkröte eine breite Spanne offener bis halboffener strukturreicher Landschaften und dabei vorwiegend vegetationsarme Flächen, in denen sie eine Vielzahl an gut besonnten Versteckmöglichkeiten vorfindet. Oftmals handelt es sich dabei um hanglagige Böschungen, sowie steinige und felsige Bereiche (z.B. Mauern, Abgrabungsbereiche in Steinbrüchen oder Steinhaufen). Die Landlebensräume befinden sich dabei in unmittelbarer Umgebung zu Fortpflanzungsgewässern. Als Fortpflanzungsgewässer nutzen Geburtshelferkröten ein breites Spektrum an Gewässertypen, meist aber kleine bis mittelgroße Teiche, Steinbruchgewässer oder Weiher. Wichtig ist, dass das Gewässer überwiegend permanent wasserführend ist bzw. erst spät im Jahresverlauf austrocknet, da ein Teil der Larven erst relativ spät (Juli oder August) in den Gewässern absetzt wird und diese Larven in den Gewässern überwintern.

 

Fortpflanzung

Die Fortpflanzung der Geburtshelferkröte beginnt Ende März und erstreckt sich bis Anfang August. In diesem Zeitraum sind vor allem die hellen flötenden Rufe der Männchen zu hören. Die Fortpflanzung erfolgt, im Gegensatz zum Fortpflanzungsverhalten anderer europäischer Amphibienarten, an Land. Zudem besteht die Besonderheit, dass allein das Männchen für die Brutpflege verantwortlich ist. So wird der Laich während der Paarung in einem aufwendigen Akt vom Weibchen an das Männchen übergeben, welches sich die Laichschnur mit bis zu 60 Eiern um die Hinterbeine wickelt. Ein Männchen kann auf diese Weise bis zu drei Laichschnüre von unterschiedlichen Weibchen gleichzeitig, und damit rund die Hälfte seines eigenen Körpergewichtes transportieren. Das Männchen trägt das Gelege etwa 3-7 Wochen an Land mit sich herum und begibt sich bei Schlupfreife der Eier zum Gewässer, wo die Larven nach Wasserkontakt schlüpfen. Wie genau das Männchen, gerade bei Mehrfachgelegen, den optimalen Schlupfzeitraum erkennt, ist bis heute nicht zweifelsfrei bekannt. Die Larven entwickeln sich, je nach Wassertemperatur, in einem Zeitraum von in der Regel 8-12 Wochen und erreichen dabei eine Größe von 50-70 mm. Larven, die erst Ende Juli bzw. im August in einem Gewässer abgesetzt werden, überwintern in dem Gewässer und erreichen Gesamtlängen von 60-80 mm.

 

Gefährdung

Der Verlust von Kleingewässern durch Zuschüttung, sowie der Eintrag von Müll, Dünger und Umweltgiften sind die wichtigsten Gefährdungsursachen der Geburtshelferkröte. Außerdem sind der Verlust von Kleingewässern, der Fischbesatz und die Beseitigung oder Vermörtelung von Bruchsteinmauern in Siedlungsbereichen wesentliche Rückgangsursachen. Dazu kommen zunehmende und länger anhaltende Trockenperioden im Zuge des Klimawandels, welche ein Austrocknen von Laichgewässern bereits früh im Jahresverlauf begünstigen. Insbesondere die Vorkommen tieferer Lagen sind in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen.

 

Schutzstatus

Die Geburtshelferkröte ist europaweit nach der FFH-Richtlinie (Anhang IV) geschützt und gehört zu den „besonders und streng geschützten Arten“ gemäß Bundesnaturschutzgesetz.

 

 

Literatur:  Uthleb, H (2012): Die Geburtshelferkröte – Brutpflege ist männlich. Laurenti-Verlag, Bielefeld.