In der zweiten Bausaison im Life-Projekt Bovar wurden in der Projektregion Soest weitere Naturschutzmaßnahmen für die Zielart Gelbbauchunke umgesetzt. Das Life-Projekt „Management der Gelbbauchunke und anderer Amphibienarten dynamischer Lebensräume“ – kurz: „LIFE BOVAR“ – ist ein Förderprojekt der Europäischen Union (EU) und wird mit Mitteln aus dem EU-Umweltprogramm – Schwerpunkt Natur und Biodiversität – gefördert. Unter Federführung des NABU Niedersachsen werden in der achtjährigen Projektlaufzeit verschiedene Maßnahmen zur Förderung von Amphibienarten in insgesamt 35 Projektregionen umgesetzt.
Der Projektpartner im Kreis Soest, die Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz e.V. – Biologische Station Soest, kurz ABU, plant die Maßnahmen und begleitet die Umsetzung vor Ort.
Nachdem im Vorjahr im Pöppelsche Tal (Projektgebiet NRW 4) durch umfangreiche Entbuschungsmaßnahmen der Landlebensraum optimiert wurde, stand jetzt die Anlage von geeigneten Unken-Gewässern im Vordergrund. Eine nicht ganz so leichte Aufgabe im klüftigen und dadurch wasserdurchlässigem Kalk-Karst. Ursprünglich nutze die Gelbbauchunke hier kleine Kolke, wo sich Wasser länger hielt, sowie Fahrspuren zur Eiablage. Mit dem Verschwinden dieser Strukturen ging auch der Bestand zurück. Ziel des Life-Projekts ist die Bestandssituation langfristig zu verbessern. Nach längerer Vorbereitung mit Recherche, Gesprächen und Besichtigungen anderer Projektgebiete wurden 28 neue Gewässer verschiedener Bauweise im Frühjahr 2020 angelegt. Das Kernstück bilden zwei Lehmfelder mit Kleinstgewässern. An zwei Senken im Projektgebiet wurde abdichtender Lehm aus der Region eingebracht und verdichtet. Mit der Baggerschaufel wurden anschließend Kleinstgewässer verschiedener Größe und Tiefe angelegt. Lehm als Baumaterial für Kleinstgewässer hat mehrere Vorteile: er ist ein natürliches Material, er ist schadstofffrei und nährstoffarm, er übersteht bei geeigneter Zusammensetzung und ausreichender Stärke auch längere Austrocknung ohne einen späteren Verlust der Wasserhaltung, er kann beliebig verändert und geformt werden und der entstandene Rohboden ist ein wichtiger Lebensraum. Langfristig sollen die Kleinstgewässer über Regenwasser und einfließendes Oberflächenwasser gespeist werden. Ergänzend hierzu wurden fünf Beton-Schachtringe eingebaut. Diese können bei Bedarf mit Wasser befüllt werden und sollen als Kleinstgewässer auch in trockeneren Jahren geeignete Bedingungen zur Reproduktion gewährleisten. Das Pöppelsche Tal ist ein Schleddental und hat wenige dauerhaft wasserhaltende Strukturen, gerade solche Dauergewässer sind auch für die Gelbbauchunke als Aufenhaltsgewässer von Bedeutung. Hierzu wurde ein größeres und tieferes Betonbecken eingebaut und mit Steinen ins Landschaftsbild eingepasst. Zur Optimierung des Landlebensraumes wurde Kalkstein aus der Region als Steinschüttung in die Nähe der neu angelegten Gewässer eingebaut. Gelbbauchunken und anderen Amphibien können die Nischen und Hohlräume als Versteck- und Überwinterungsraum nutzen. Langfristig wird das Projektgebiet durch die dort ganzjährig in geringer Dichte weidenden Taurusrinder und Exmoorponies offen gehalten.
Neue Tümpel für die Gelbbauchunke im Pöppelsche Tal: In zwei Lehmfeldern wurden mehrere Kleinstgewässer angelegt. (C. Härting).
Mit der Baggerschaufel wurden in den zuvor eingebauten und verdichten Lehm die kleinen Tümpel angelegt. Das steinige Aushubmaterial sowie eingebrachter Kalkstein (Vordergrund) bildendenneu geschaffenen Landlebensraum
(C. Härting).
Fünf solcher Beton-Schachtringe inklusive Ausstiegshilfe wurden eingebaut und sollen auch in trockenen Jahren gute Fortpflanzungsbedingungen bieten (C. Härting).
Zur Landschaftspflege wurde ein Raupen-Mulchgerät angeschafft. Hiermit werden zukünftig schwer zu pflegende Lebensräume wie Hangflächen und nasse Niedermoore gepflegt. Das neue Gerät wurde direkt im Muckenbruch (Projektgebiet NRW 5) erfolgreich eingesetzt um stark aufwachsende Vegetation zu mulchen. Auf der entstandenen Offenfläche werden bald neue Kleinstgewässer für die Gelbbauchunke angelegt.
Im Projektgebiet Büecke und Hiddingser Schledde (NRW 6) wurden wie im Vorjahr neue Kleinstgewässer mithilfe von Fahrspuren durch schwer beladene Schlepper angelegt. Hierbei wird kleinflächig der Boden verdichtet. So füllen sich diese Tümpel nach einem Regenschauer mit Wasser und bieten den Unken einen optimalen Lebensraum. Zusätzlich wurde eine Bodenzustandsanalyse durchgeführt. Diese soll Aufschluss darüber geben, welche Flächen sich für die Anlage weiterer Kleinstgewässer anbieten.
Das Betonbecken mit einer dauerhaften Wasserhaltung dient als Aufenthaltsgewässer
(C. Härting).
Mit dem neu angeschafften Raupen-Mulchgerät wurde eine Fläche im Muckenbruch gemulcht. Auf der entstandenen Offenfläche werden
neue Tümpel angelegt (C. Härting).
Tümpel in verdichteten Fahrspuren in Büecke werden von Gelbbauchunken gern als Lebensraum angenommen (C. Härting).