Amphibienschutz wird großgeschrieben

Im Rahmen des Projekes LIFE BOVAR Artenschutzmaßnahmen in acht Landkreisen auf 24 Maßnahmenflächen

Rinteln, Hannover – Das Amphibienschutz-Projekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen befindet sich kurz vor Abschluss der zweiten Maßnahmensaison. In den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Holzminden, Goslar, Göttingen, Minden-Lübbecke (NRW), Northeim, Schaumburg und der Stadt Hildesheim wurden und werden auf insgesamt 24 Flächen Artenschutzmaßnahmen für die gefährdeten Amphibienarten Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte, Kreuzkröte und Kammmolch umgesetzt. Dabei geht es vor allem darum, Laichgewässer und Landlebensräume zu optimieren. Robuste Weidetiere, Neophyten und die Rückhaltung von Feinsedimenten gemäß Wasserrahmenrichtlinie sind weitere wichtige Themen, die Bestandteil der Umsetzung sind.

 

Landkreis Göttingen

Aktuell werden noch bis Mitte März Artenschutzmaßnahmen durch das Amphibienschutz-Projekt LIFE BOVAR umgesetzt. In der Ballertasche bei Hann. Münden wurde eine verbuschte Fläche von 2,5 Hektar in Teilen gerodet, um die Fläche in eine extensive Beweidung zu überführen. Derzeit werden die Zäune gebaut. „Die extensive Beweidung ist ein wichtiger Bestandteil der Maßnahmen zur nachhaltigen Offenhaltung artenreicher Flächen“, erläutert Christian Höppner, NABU-Projektleiter. Die Weidetiere halten die Fläche und die Gewässer frei von beschattendem Aufwuchs und erhalten so den Lebensraum für die Zielarten. Neben dieser Maßnahme werden neue Laichgewässer für die gefährdeten Amphibienarten angelegt.

 

Eine weitere Großmaßnahme, um die Strukturvielfalt zu erhöhen, wurde im Naturschutzgebiet Gipskarstlandschaft Hainholz bei Osterode bereits Anfang Dezember über vier Tage durchgeführt. Hier kamen mit Langarm- und Kettenbagger zwei Großmaschinen zum Einsatz, die mehrere Erdfälle für Kammmolch und Geburtshelferkröte saniert haben. Weiterhin wurden Versteck- und Überwinterungsplätze in direkter Gewässernähe angelegt.


Kreis Minden-Lübbecke

In Porta Westfalica wurden im Januar innerhalb von zwei Wochen vier Maßnahmenflächen für die Kreuzkröte und die Gelbbauchunke optimiert. „Bei dieser Maßnahme wurden auch Robinien entfernt, da diese wertvolle Gewässerbiotope beschatten und durch Stickstofffixierung einen Düngeeffekt für die durch Nährstoffarmut ausgezeichneten Flächen haben“, erläutert Kim Fasse, Projektmitarbeiterin des NABU. „Zudem lässt das dichte Wurzelgeflecht – des Baumes des Jahres 2020 – wenig Platz für andere Arten und ist auf diesen Flächen unerwünscht“, so Kim Fasse weiter. Einen Maßnahmenschwerpunkt bildete dabei das Naturschutzgebiet Holzhauser Mark im Eigentum des NABU. Dieses Gebiet wird seit dem Jahr 2014 wieder so gepflegt, dass die hier heimischen Arten gute Lebensbedingungen vorfinden.

 

Landkreise Schaumburg und Hameln-Pyrmont

Im Steinbruch Liekwegen im Landkreis Schaumburg wurden Laichgewässer für Kreuzkröte und Gelbbauchunke optimiert. Hierbei kamen mit Bagger und Radlader zwei Großmaschinen zum Einsatz, die auf der ehemaligen Steinbruchsohle Radspuren und Tümpel optimiert haben. Insgesamt wird so die zur Erhaltung dieses Lebensraums notwendige Dynamik erhalten. Wie in den anderen Gebieten entstehen dabei Rohbodenflächen, die durch ihre relative Nährstoffarmut und den später schütteren Bewuchs optimale Biotope für seltene Pflanzen- und Insektenarten wie Heidenelke, blauflügelige Ödlandschrecke oder die gefleckte Keulenschrecke bieten.

 

Außerdem werden in weiteren Steinbrüchen im Landkreis Schaumburg und im angrenzenden Landkreis Hameln-Pyrmont Maßnahmen für die Zielarten des Projektes LIFE BOVAR durchgeführt.

 

Landkreis Goslar

Im Landkreis Goslar wurden Mitte Februar zwei ehemalige Abbaustätten an der Innerste, die durch den NABU angekauft wurden, für Amphibien optimiert. Trockene Mulden wurden vertieft, sodass durch die zunehmende Verdichtung eine bessere Wasserhaltung gewährleistet ist. Mit betriebseigenen Maschinen wurden Ende Januar weitere Maßnahmen für Geburtshelferkröte und Kreuzkröte in einem Steinbruch begleitet. „Durch den Besatz mit Goldfischen hat hier eines der Hauptgewässer seinen Wert als Reproduktionsgewässer für Geburtshelferkröte verloren, daher haben wir neue Gewässer gestaltet“, erläutert Projektmitarbeiter Falk Eckhardt. Zusätzlich wurden Laichgewässer für die Kreuzkröte angelegt.

 

Im Salzgitterschen Höhenzug wurden Mitte Februar Kleingewässer saniert sowie Steinschüttungen als Versteckplätze für Geburtshelferkröte und Kammmolch angelegt.

 

Weitere Maßnahmen im Landkreis Goslar sind für diese und kommende Woche vorgesehen. Im Steinbruch Wolfshagen, der im letzten Jahr bereits entbuscht wurde, und in dem Kleingewässer für die Geburtshelferkröte angelegt wurden, werden in Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten, dem Landkreis Goslar und dem Naturwissenschaftlichen Verein Goslar drei Teichmönche eingebaut. „Wir freuen uns in diesen Tagen voraussichtlich die Maßnahmen abschließen zu können. Die Teichmönche ermöglichen in der Zukunft ein angepasstes Gewässermanagement und verhindern den Aufstieg von Fischen in die höher gelegenen Gewässer, die der Geburtshelferkröte sowie den Larven der Östlichen Moosjungfer vorbehalten bleiben sollen“, erläutert Bruno Scheel vom NABU Niedersachsen. Beide Arten haben in diesem Gebiet ihr voraussichtlich größtes Vorkommen in Niedersachsen. Fische gehören zu den Fressfeinden der Zielarten – diese waren zu Beginn der Maßnahmen in hoher Dichte in größeren Gewässern vorhanden. Viele Amphibienarten benötigen das zeitweilige Trockenfallen einzelner Gewässer, um wieder optimale Bedingungen zur Entwicklung ihrer Larven ohne Fressfeinde vorzufinden. Die Fische werden durch die Maßnahme nicht getötet, sondern in die großen tieferen Teiche umgesetzt. Das Wassermanagement erfolgt in enger Abstimmung mit der zuständigen Wasser- und Naturschutzbehörde.

 

Stadt/Land Hildesheim und Landkreis Holzminden

Im Bereich der Stadt Hildesheim wurde Mitte Februar auf dem Übungsplatz Himmelsthür die Gewässerhaltung der bereits im letzten Jahr angelegten Kleinstgewässer durch Nachverdichtung verbessert. Außerdem wurden noch weitere Gewässer im Schutzgebiet Ochtersum in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt saniert und neu angelegt.

 

In den Landkreisen Hildesheim und Holzminden werden weitere Maßnahmen für Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte und Kammmolch sowie zur Anlage von Sedimentationsteichen, Senken und Dämmen zur Rückhaltung von Feinsedimenten durchgeführt. „Die Maßnahmen wirken so nicht nur für die Zielarten, sondern tragen auch zur Einhaltung der Wasserrahmenrichtlinie der EU bei, da der Eintrag von tonigen Feinsedimenten in Fließgewässer verringert wird“, erläutert Bruno Scheel.

 

Landkreis Northeim

Weitere Maßnahmen sind im Landkreis Northeim im Reiherbachtal in Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten in Planung. Die Maßnahmen dienen der Geburtshelferkröte, die hier das derzeit letzte bekannte Vorkommen im Solling hat. Vergangenen Sommer konnte ein Rufer der Art festgestellt werden. Die Umsetzung der Maßnahmen, durch welche hauptsächlich fischfreie Kleingewässer im Reiherbachtal entstehen sollen, wird voraussichtlich noch bis Mitte März erfolgen.

 

 

Die Maßnahmen im Rahmen des Projektes LIFE BOVAR werden in Kooperation mit den jeweils zuständigen Unteren Naturschutzbehörden sowie Flächeneigentümern durchgeführt. Die Kosten der Maßnahmen wurden und werden in vollem Umfang durch das Projekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen getragen.